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Brief an Bundesgesundheitsminister Spahn

Thomas Wunderlich, Facharzt für Allgemeinmedizin

Thomas Wunderlich
Vorstandsmitglied Ärztlicher Kreisverband Erlangen Vorstandsmitglied Hausärzte Erlangen und Umgebung e.V.
Facharzt für Allgemeinmedizin Neue Straße 79 91096 Möhrendorf
                                                                                                                             Möhrendorf, 20.11.2021
Sehr geehrter Herr Bundesgesundheitsminister Spahn,

mein Name ist Thomas Wunderlich. Ich bin Facharzt für Allgemeinmedizin und seit 2002 in Gemeinschaftspraxis in der Nähe von Erlangen niedergelassen.
Ihre Entscheidung zur Begrenzung des Biontech-Impfstoffs für die Praxen ist für uns völlig untragbar.
Seit Wochen impfen wir in unserer Praxis trotz widriger Umstände. Bis zu dieser Woche hatten wir eine zweiwöchige Lieferfrist für Corona-Impfstoffe, was uns die Arbeit massiv erschwerte. Wir haben Infektsprechstunden eingerichtet und machen Nasen-Rachen-Abstriche bis zum Abwinken. Wir erklären dauernd ändernde Quarantäne- und Impfregeln. Ach ja, die Grippeimpfungen hätte ich beinahe vergessen. Wir versuchen, Impfskeptiker davon zu überzeugen, dass sie sich doch noch impfen lassen. Nun sollen wir 25 Millionen Menschen bis zum Jahresende mit der Booster-Impfung versorgen. Und ich sage Ihnen: wir machen das gerne, weil es unser Beitrag zur Bewältigung der Pandemie ist. Weil es unsere Aufgabe ist, die Menschen zu schützen und unsere aufopfernd arbeitenden Kolleginnen und Kollegen in den Kliniken, insbesondere der Intensivmedizin, zu unterstützen!
Allerdings erwarten wir, dass Sie als zuständiger Minister uns bei dieser Aufgabe ebenfalls unterstützen und nicht Knüppel zwischen die Beine werfen! Wir haben bis Weihnachten hunderte von Terminen für Auffrisch- und Erstimpfungen vergeben und selbstverständlich kommuniziert, dass wir mit BionTech impfen. Schließlich wurden wir bislang mit Moderna noch nie beliefert. Die Patientinnen und Patienten vertrauen uns, wir kennen ihre Fragen, Ängste und Sorgen und wir sind im Umgang mit dem Impfstoff versiert. Für die erste Woche, in der Ihre Comirnaty-Begrenzung gilt, haben wir 170 Impftermine vergeben, darunter auch zahlreiche Impfungen von Menschen unter 30, für die von der STIKO der Moderna-Impfstoff Spikevax nicht empfohlen wird. Und wir können nur 60 Dosen bestellen! Ihr Mantra vom ausreichend verfügbaren Impfstoff entpuppt sich als blanker Hohn. Wir alle wissen, dass beide mRNA-Impfstoffe qualitativ gleichwertig sind. Aber es geht hier um Vertrauen, welches für die Impfkampagne unabdingbar ist! Es geht darum, durch Verlässlichkeit die Menschen zu überzeugen und durch eben diese Verlässlichkeit auch die Arztpraxen bei der Stange zu halten. Viele Praxen haben sich mittlerweile aus der Impfkampagne zurückgezogen, und es ist völlig
unzweifelhaft, dass durch Ihre Aktion sich nunmehr weitere Praxen verabschieden. Es ist eine
Ungeheuerlichkeit, dass die Meldung der Impfstoffrationierung aus Ihrem Hause uns am
Freitagabend erreicht und damit bereits die Impfbestellung für den Anfang der kommenden
Woche betrifft. Wir scheinen für Sie wohl die letzten Trottel zu sein, anders kann ich das nicht
interpretieren.
Sehr geehrter Herr Bundesgesundheitsminister, es ist ein Trauerspiel, aber Sie scheinen
wirklich keine Ahnung davon zu haben, wie die Arbeit in einer Hausarztpraxis abläuft und
welche Bedeutung das Arzt-Patienten-Verhältnis für unserer Tätigkeit hat. Sie haben mit Ihrer
Entscheidung, uns die Comirnaty-Lieferungen ohne Vorlaufzeit und ohne Rücksprache auf ein
lächerliches Maß zu begrenzen, der Impfkampagne in Deutschland einen Bärendienst
erwiesen. Ich rufe Sie auf, diese Entscheidung rückgängig zu machen. Es sollte Ihnen doch klar
sein, dass ohne uns niedergelassene Ärztinnen und Ärzte das Ziel, wöchentlich mindestens 5
Millionen Menschen zu impfen, nicht zu erreichen ist.

Mit freundlichen Grüßen
Thomas Wunderlich

Dieser Brief geht nachrichtlich an:
Bayerischer Hausärzteverband
Ärztlicher Kreisverband Erlangen
Hausärzte Erlangen und Umgebung e.V.
Erlanger Nachrichten
Frau Martina Stamm-Fibich, MdB
Herrn Stefan Müller, MdB
Herrn Staatsminister Klaus Holetschek